Der Athener Flughafen

von Stefan Lindner

Nach einem relativ ruhigen Flug bin ich heute kurz nach Mitternacht auf dem Athener Flughafen gelandet. Die wenigsten, die dort ankommen, werden wahrscheinlich wissen, dass dieser Flughafen eine der lukrativsten Kapitalanlagen der deutschen Industrie ist. Der deutsche Baukonzern HochTief kassiert hier trotz Krise Renditen im deutlich zweistelligen Bereich. In der Presse wird immer nur über sinkende Passagierzahlen berichtet. Für die nur ein paar Mausklicks weiter zu findenden Finanzberichte scheint sich hingegen niemand zu interessieren. Während in Griechenland immer mehr Eltern nicht mehr wissen, wie sie ihre Kinder ernähren können, kann man dort Renditezahlen finden, die einem nur so die Augen übergehen lassen.

Die Eigentümer des Flughafens haben insgesamt ein Eigenkapital von 300 Mio Euro in diesen investiert. Von HochTief kamen davon ca. 40%. Damit ergibt sich für die letzten Jahre folgende Eigenkapitalrendite:

 

Jahr Dividende davon HochTief Rendite
2005 28,0 Mio € 11,2 Mio € 9,3%
2006 29,5 Mio € 11,8 Mio € 9,8%
2007 55,5 Mio € 22,2 Mio € 18,5%
2008 90,0 Mio € 36 Mio € 30%
2009 105,0 Mio € 42 Mio € 35%
2010 168,0 Mio € 67,2 Mio € 56%
2011 75,0 Mio € 30 Mio € 25%

Wer sich jetzt angesichts der im letzten Jahr auf nur noch 25% gefallenen Rendite Sorgen um das Investment von HochTief macht, den kann ich beruhigen. Für dieses Jahr ist laut letztem Geschäftsbericht trotz Krise wieder eine auf 111 Mio. € angestiegene Dividende zur Ausschüttung geplant.

Wie kommts? Der Athener Flughafen ist ein sogenanntes Public Privat Partnership (PPP). Wer dabei glaubt, bei so einer Partnerschaft teilen sich Staat und Privatwirtschaft fair die Risiken und Gewinne, der irrt. Beim Athener Flughafen betrugen die Baukosten ca. 2 Mrd. Euro. Staat und Privatwirtschaft als zukünftige Eigentümer zahlten davon aber nur 300 Mio. aus eigener Tasche. Der Rest der 2 Mrd. Euro waren Kredite und EU-Fördergelder. Und damit der Flughafenbetreiber auf die Kredite nicht all zu hohe Zinsen bezahlen muss, bürgt im Falle eines Falles der Staat für diese Kredite. Den Kredit könnte zwar theoretisch auch der Staat allein aufnehmen und dann alle auf die entsprechenden Anteile fallenden Gewinne auch allein kassieren, dann hätte aber der private “Partner” nichts davon.

Im Falle des Athener Flughafens ist HochTief mit ca. 40% dabei, 55% hält derzeit noch der Staat. Das soll sich natürlich auch bald ändern, denn der griechische Staat soll ja derzeit alles verramschen, was sich nur irgendwie zu Geld machen läßt.

Griechenland gilt als Vorreiter für PPP-Projekte. Das liegt daran, dass in Griechenland bereits während der Euro-Einführung gespart werden musste, bis es quietscht. PPP-Projekte sind in einer solchen Situation dann für Politik und Wirtschaft eine komfortable Lösung, trotzdem ihre Pfründe zu sichern, denn die eingegangenen Bürgschaften zählen häufig erst einmal nicht zur offiziellen Verschuldung. Das ändert sich natürlich sofort, falls sie fällig werden.

Die jetzt auf deutschen Druck überall eingeführten Schudlenbremsen werden PPP-Projekte weiter wie die Pilze aus dem Boden schießen lassen. Auf allen Ebenen wird auch schon daran gearbeitet, sog. bürokratische Hürden aus dem Weg zu räumen, die derartigen Projekten noch im Weg stehen könnten. Beim Bundesfinanzministerium hat man zur Förderung von PPP-Projekt sogar selbst ein PPP-Projekt begonnen: Die Partnerschaften Deutschland. Einer von vielen der dort beteiligten Partner: HochTief.

 

4 comments

  1. Pingback:Hinweise des Tages | NachDenkSeiten – Die kritische Website

  2. Pingback:Der Athener Flughafen | Mehr Demokratie wagen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert