Wasser-Alternativen

Bild: Wasser ist Leben. Quelle: GiB
Bild: Wasser ist Leben. Quelle: GiB

03.05.2013. Ein Artikel von Franklin Frederick, einem Wasseraktivisten aus der Schweiz, der sich gegen die Privatisierung der Wasserquellen durch Nestlé, Coca Cola und Co. einsetzt. Im Artikel wird die Zusammenarbeit der Schweizer Behörde für Entwicklungszusammenarbeit DEZA (Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit) mit den Wasserflaschenproduzenten im Rahmen der Water Ressource Group (WRG) geschildert. Laut des Berichts von WRG „Background, Impact and the Way Forward“ [1] ist die deutsche Entwicklungsorganisation GIZ ebenso ein Partner von WRG.

 

«Wasser wird weltweit immer knapper. Darum wollen wir die Quellen kontrollieren» Helmut Maucher, CEO Nestlé 1990 – 1997

Die WRG wurde 2008 von Nestlé, Coca Cola, Pepsi Co und der International Finance Corporation (IFC), einem Arm der Weltbank, initiiert. Ihr Ziel ist, «den Wassersektor zu transformieren», indem der Privatsektor in diese traditionelle Domäne des Service public eindringt. Der Compliance Advisor Ombudsman der IFC berichtete, dass 40% der aus der ganzen Welt erhaltenen Beschwerden sich auf Wasserfragen bezogen und es in Europa, insbesondere in Frankreich, Italien und Deutschland, starke soziale Bewegungen für die öffentliche Kontrolle des Wassers gibt. Dennoch setzen die Weltbank und die Flaschenwasserindustrie ihre vereinte Macht für die Wasserprivatisierung mittels Public Private Partnerships ein. Aber weder Nestlé, noch Coca Cola noch Pepsi Co haben irgendeine Erfahrung oder Expertise in Sachen Wasserverteilung und Abwassermanagement. Zudem ist ihre Bilanz im Wassersektor ziemlich beunruhigend: Sie sind alle mit Prozessen und Kritik der BürgerInnen in den Regionen konfrontiert, wo sie Wasserquellen kontrollieren. Über die Fälle von Coca Cola in Indien und Nestlé in den USA ist breit berichtet worden. Im WEF-Briefing Report 2012 [2] analysiert die WRG die globalen Wasserfragen. Der Bericht ist ziemlich präzis, die Hauptprobleme werden erwähnt, nur der Beitrag der Flaschenwasserindustrie dazu wird im WGR-Bericht nicht erwähnt. Es ist wichtig, einige zentrale Tatsachen zu erwähnen:

  • Die Landwirtschaft braucht am meisten Wasser; tiefe Veränderungen in der Weise, wie wir Nahrung herstellen, sind nötig, wenn wir eine nachhaltige Zukunft wollen – oder überhaupt eine Zukunft. Es ist klar, dass das aktuelle industrielle Modell die Böden und ihre Kapazität zur Aufnahme von Wasser und CO2 zerstört. Ein Modell, das auf Monokultur, extensiver Bewässerung, Düngemitteln, Pestiziden und – wie die Industrie will – mehr und mehr auf gentechnisch veränderten Organismen beruht. Die Kontaminierung des Grundwassers mit Pestiziden ist in vielen Ländern ein Problem. Biologische Landwirtschaft würde einen Beitrag leisten zur Erholung der Böden und ihrer Kapazität der Aufnahme von Wasser und CO2. Doch hat Nestlé wiederholt die biologische Landwirtschaft angegriffen und die GVO und das agroindustrielle Modell verteidigt. Biologisch Bauern stellt eine sehr einfache und wirksame Prävention der Grundwasserverschmutzung dar. Doch Prävention ist schlicht kein Thema für Unternehmen, die vor allem am Verkauf teurer Technologien interessiert sind. Je verschmutzter das Wasser, desto besser für die Flaschenwasserindustrie.
  • Flaschenwasser ist selber eine wesentliche Quelle von Verschmutzung, Treibhausgasemissionen, die zum Klimawandel beitragen, und einer riesigen Wasservergeudung. Die Herstellung einer Pet-Wasserflasche von 20.3g bringt einen Treibgasausstoss von mindestens dem Vierfachen des Flaschengewichts [3] und für jeden Liter Wasser in der Flasche werden drei Liter Wasser benutzt. Bezeichnenderweise hält die Studie aus British Columbia (Kanada) fest: «Die Herstellung von in British Columbia verkauften Pet-Wasserflaschen und ihr Transport auf den Markt erzeugte zwischen 12’022’578 und 16’766’604 kg Treibhausgase CO2. Diese Menge würde für die Beheizung des durchschnittlichen kanadischen Heimes während 2’177 Jahren gebraucht».

All das wird im WRG-Bericht nicht erwähnt. Wäre der Flaschenwassersektor tatsächlich an Lösungen für unsere Wasserprobleme interessiert, wäre es das erste, Flaschenwasser an allen Orten wie etwa der Schweiz, wo es nicht nötig und bloss ein Luxusgut ist, zu verbieten. Dem ist natürlich nicht so. Unternehmen wie Nestlé, Coca und Pepsi sind an Wasserkrisen bloss als Material für ihre PR-Operationen interessiert — um ihre Privatisierungsagenda zu pushen. In einer Welt mit abnehmenden Wasserreserven wird Wasser immer mehr zu einer wertvollen Ware.

Der WRG-Bericht betont mehrmals, dass die WRG eine «neutrale» Institution sei. Jedoch finden wir unter «Value Position of WRG» ein bezeichnendes Statement [4]: «Die Erfahrung zeigt, dass Fortschritte bei der Reform des Wassersektors durch fünf Faktoren eingeschränkt wurden». Dem WRG-Bericht zufolge ist einer dieser Faktoren: «Politische Sensitivität, besonders bezüglich der Preisgestaltung für Wasser und der Rolle des Privatsektors». Das transportiert natürlich eine klare Attacke auf den Service public und stellt der «Neutralität» der WRG ein beredtes Zeugnis aus.

 

DEZA — sag mir, mit wem du gehst…

Am beunruhigendsten ist jedoch, dass die WRG voll von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit des Bundes (DEZA) unterstützt wird. Und so wird die DEZA sowohl im Vorwort zum Bericht von Peter Brabeck, Präsident der WRG und der Nestlé, und in der Einleitung von Robert Greenhill, Chief Business Officer WEF, erwähnt und wird ihre Unterstützung für die WRG verdankt. Auf der DEZA-Webseite findet sich die WRG unter der Rubrik Water Ressources Platform [5]. Bei dieser Plattform sind die WRG, die Water Initiative des WEF (vor sechs Jahren mit DEZA-Hilfe vom WEF lanciertes Projekt) und das Green Growth Institute (Südkorea) dabei. Der DEZA-Beitrag an diese Plattform beträgt von Oktober 2012 bis Juni 2014 2’983’760 Franken. Davon geht das meiste wohl direkt an die WRG, sonst würde sie sich in ihrem Bericht kaum derart häufig bei der DEZA bedanken. Der WRG-Jahresbericht [6] enthüllt noch mehr über die Beziehung DEZA/WRG. Wir lesen darin, dass DEZA-Direktor Martin Dahinden himself Mitglied des «Governing Council» der WRG ist, zusammen mit Peter Brabeck von Nestlé, Muhtar Kent, Präsident von Coca Cola und Indra K. Nooyi, Präsident der Pepsi Co. Franwis Münger, Chef der DEZA-Wasserinitiative, sitzt im «Steering Committee» der WRG.

Diese Unterstützung durch die DEZA überrascht angesichts des Umstandes, dass die Schweiz eine der weltweit besten ÖFFENTLICHEN WASSERVERSOR-GUNGEN hat. Zudem hat jedes grössere staatliche Wasserwerk der Schweiz — Genf, Lausanne, Bern, Zürich — mehr REALE Expertise und konkretes Know-how in der Wasserversorgung als irgendein Flaschenwasserunternehmen der WRG. Mittels Public Public Partnerships könnten die öffentlichen Schweizer Wasserwerke mit ihrer Kompetenz andere öffentlichen Wasserunternehmen in der Welt zur unterstützen. Die DEZA bekundet, über die Initiative Solidarit‘ eau Suisse auch solche Partnerschaften zu unterstützen. Sie zahlt Solidarit‘ eau Suisse im Jahr 150’000 Franken. Die Zahlen — fast 3 Millionen Franken in weniger als zwei Jahren für die WRG und 150’000 Franken für Solidarit‘ eau Suisse — machen klar, wo man die Prioritäten setzt.

 

Nach Lateinamerika schauen

Aus Lateinamerika kommen einige der innovativsten, kreativsten und demokratischsten Initiativen der Welt. Auch für den Wassersektor. Im April 2009 wurde die Piataforma de Acuerdos Püblico-Comunitarios de las Amgricas (Plattform für öffentliche-kommunitäre Partnerschaften) [7] lanciert. Hier kommen die Erfahrungen in öffentlicher Bewirtschaftung und demokratischer Kontrolle des Wassers von Institutionen und NGOs aus Ländern wie Bolivien, Ecuador, Peru, Brasilien oder Paraguay zusammen. Mit dieser Plattform sollen Partnerschaften unterstützt werden, um Solidarität, Gegenseitigkeit, Transparenz und Sensibilität bei der Wasserversorgung zu stärken. Die Initiative würde sehr gut zum Schweizer Wassermodell passen und eine Partnerschaft zwischen der Schweiz und dieser Plataforma ermöglichen. Wir können nur hoffen, dass die DEZA nach Lateinamerika schauen kann, über Nestlé und die WRG hinaus, und sich in solchen Initiativen engagiert. Die DEZA wäre willkommen.

 

Franklin Frederik ist ein brasilianischer Wasseraktivist. Erhielt 2009 den Nord-Süd-Preis des Romero-Hauses für sein Engagement. Wohnt seit 2010 in Bern.

Der Artikel erschien in der Zeitschrift „Correos de las Americas“ , Schweiz.

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Der WDR zeigte am 18. März den Dokumentarfilm «Wem gehört das Wasser?». Es geht um Nestlé und die Aktivitäten der WRG in Südafrika. Online zu sehen unter www.ndr.de/fernsehen/sendungen/45_min/videos/minuten873.html

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[1]  www.weforum.org/reports/water-resources-group-background-impact-and-way-forward

[2] Ebd.

[3] www.toxicfreecanada.ca/pdf/TFC%20bottled%20water%20report_final.pdf

[4] WRG-Bericht, S. 20.

[5] http://www.deza.admin.ch/de/Home/Projekte/Project_Detail?projectdbID=215165

[6] http://www.2030wrg.org/wp-content/uploads/2013/01/2030-WRG-Annual-Report.pdf

[7] http://www.plataformaapc.org

1 comments

  1. WIR SIND NUR GÄSTE HIER AUF DIESEM PLANETEN

    Vielen Dank für Ihr Engagement im Kampf gegen die Ungerechtigkeit und die Gier auf dieser Welt. Ich bin absolut Ihrer Meinung, dass es so nicht weitergehen darf. Es sind wohl unüberschaubar viele Themen die angesprochen werden können um die Menschheit auf einen besseren Weg zu bringen.
    Ist nicht der Egoismus das Hauptproblem? Ist nicht gerade die Konsumgesellschaft der Gradmesser des Eigenwahns alles für sich selbst haben zu wollen ? Wie kann man jedoch ein Problem aus der Welt schaffen, wenn es nicht ursächlich angegangen wird ?
    Es gilt in der Zukunft, die Menschen aufzuklären, warum sie auf Erden leben. Von Bedeutung ist hier der Aspekt der richtigen Lebensauffassung. Wie gelangt jedoch die Menschheit zur richtigen Lebensauffassung, wie kann man ihr verdeutlichen, dass es nicht um das materielle persönliche Glück, sondern um die gegenseitige Hilfe geht und den daraus resultierdenden geistigen Gewinnen.

    Diese geistigen Gewinne kann der Mensch mit in das Jenseits nehmen, aber nicht einen Cent ! Er wird erkennen, dass ihm alles was er sein “ Eigentum “ nannte zerronnen ist.

    Nur von den geistigen Gewinnen wird er weiter über sein Ableben hinaus zehren können. Der Mensch der dies ignoriert ist wirklich nicht auf langfristige Gestaltung seiner Existenz ausgerichtet, im Gegenteil, er handelt unvernünftig und unwissend, plant nur für sein sogenanntes reiches Dasein auf dieser Erde, ist aber nicht in der Lage zu erkennen wie sehr er geistig arm ist. Er versucht die Welt zu gewinnen, verliert sich aber selbst und damit seine bessere Zukunft im Jenseits.

    Von zentraler Bedeutung ist hier das fortschreitende Bewußtsein, dass der Tod nicht exestiert und der Mensch im Jenseits mit allen Erinnerungen an diese Lebenszeit auf Erden weiterlebt.

    Was hat das Leben hier auf der Erde dann für eine tatsächliche Bedeutung, wenn man es nicht nur auf das irische Dasein begrenzen kann. Wird daraus nicht ersichtlich, dass das Leben tatsächlich einen höheren Sinn hat. Leider wird dies von sehr, sehr wenigen Menschen erkannt, dann aber von jenen konsequent in Liebe zum Nächsten umgesetzt. Politischer Kampf in Ehren, aber wie verändert man die Köpfe so, dass sie auch verstehen, dass es gut ist zu verzichten, dass es erhebend ist gerecht zu sein, dass es nichts Schöneres gibt als dem Nächsten zu helfen. Die Menschen müssen schon hier auf der Erde erkennen, dass wir alle Geschwister sind und sich mit dem Gedanken anfreunden, dass sie zumindest vor sich selbst das Getane oder eben das Unterlassene zu verantworten haben. Der Mensch, der verstehen kann, dass das Leben nach dem sog. Tod weitergeht, schafft für sich hier und in der Ewigkeit auch für alle anderen eine bessere Zukunft. Es sei dringend vor Sorglosigkeit mit diesem Thema gewarnt, in besonderer Hinsicht auf das Miteinander auf diesem Planeten.

    Vielen Dank Ihr Guido

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