L. Reinhard, MBI-Fraktionssprecher
„RWE-Chef warnt vor Niedergang der Wirtschaft“ und „RWE-Chef warnt vor Abwanderung der Industrie – RWE will künftig mehr im Ausland investieren. Sorge vor feindlicher Übernahme, Fusionsgespräche mit Iberdrola abgebrochen“ lauten 2 große Überschriften in der WAZ von heute. Der Mülheimer Großmann ist nicht nur RWE-Chef, sondern auch Eigentümer des Stahlkonzerns Georgmarienhütte. Der Atomausstieg sei „rational und rechtlich nicht begründet“ behauptet er und er sieht nicht nur BASF und Thyssen-Krupp deshalb ins Ausland fliehen, sondern auch, dass die französische Atomkonzern EDF seinen Konzern „feindlich“ übernehmen könnte.
Der RWE-Aktienkurs hat sich seit 2008 mehr als halbiert, da muss sich der Chef Sorgen machen, vor allem um die bedrohten Ausschüttungen an die Aktionäre. Vielleicht aber sind die Teufel, die er an die Wand malt, viel weniger „rational und rechtlich begründet“ als der Atomausstieg von Bund und Ländern.
Der uneinsichtige Großmann sollte sich endlich eingestehen, dass sein RWE sicherlich die Entwicklung „verschlafen“ bzw. absichtlich blockiert hat, was sich nun als enorme unternehmerische Fehlentscheidung entpuppt. Großmann hatte im großen Stil auf Ausweitung des AKW-Geschäfts gesetzt, doch bereits in Bulgarien und Rumänien Milliarden in den Sand gesetzt. Seine Versuche, ins englische AKW-Geschäft einzusteigen, scheiterten genauso wie in Polen. Selbst in Holland wurde die milliardenschwere Übernahme von Essent lange wegen dem 50%igen Anteils an dem Betreiber des einzigen holländischen AKW blockiert und inzwischen soll RWE möglicherweise gerade noch 20% daran übernehmen dürfen.
Das einzige wirklich und richtig profitable AKW-Engagement des RWE-Chefs war die Laufzeitverlängerung für deutsche Uraltmeiler wie Biblis, das die geübten Lobbyisten der 4 deutschen Energiekonzerne im letzten Herbst erwirkten. Milliarden hätte das dem RWE praktisch für nix gebracht,
wenn nicht Fukushima die Lage grundsätzlich verändert hätte …………..
Das scheint Großmann aber immer noch nicht zu sehen. Er trieb das RWE als einzigem zur Klage gegen das Moratorium, ein kapitaler Fehler. Doch selbst wenn diese oder eine angekündigte weitere Klage gegen die Brennelementsteuer noch Geld in den maroden RWE-Konzern spülen würden, ändert das nichts daran, dass das RWE völlig auf falsche Pferde gesetzt hat. Bis der Konzern im größeren Maße in erneuerbare Energien umsteigen kann, das wird dauern. Da sind alle Konkurrenten bis hin nach China oder Spanien auch viel weiter.
Wenn Großmann droht, künftig mehr im Ausland zu investieren, hieße das, die Entwicklung zu Hause erst recht zu verpassen. Das würde RWE auf Dauer nicht überleben. Diese Landkarte von Energie-Germany kann ohnehin in wenigen Jahren bereits Geschichte sein.
Im Übrigen kann die Übernahme eines weiter schwindsüchtigen RWE auch freundlich sein und z.B. durch ein Konsortium von Stadtwerken geschehen wie zuletzt bei der Gelsenwasser, der Thüga- oder der Steag-Übernahme. Eine groß angelegte Kommunalisierung des RWE würde ohnehin viel besser zur Energiewende passen, die nun kommen muss und wird, ob Großmann es will oder nicht.
Die EDF ist als Drohung auch nicht wirklich geeignet, denn sie wird auch in Frankreich massiv alleine an der Nachbesserung ihrer gefährlichen Altmeiler zu knabbern haben. Doch aus Großmanns Sicht …..
Die Uneinsichtigkeit des RWE-Chefs könnte man als eine Art Altersstarrsinn belächeln, wenn das RWE nicht so stark mit vielen Kommunen verbandelt wäre. Und die müssen nun die krassen unternehmerischen Fehlentscheidungen ausbaden!
In Mülheim/Ruhr z.B., welche relativ pro Einwohner die meisten RWE-Aktien aller Kommunen besitzt, betragen die Einnahmen durch RWE-Dividende über 30 Mio. Euro p.a.. Für 2010 schüttet RWE noch 3,50 € pro Aktie aus. Großmann hatte bereits vor der Japan-Apokalypse angekündigt, dass in 2011 die Ausschüttung weit unter 3 € betragen werde. Das kann sich durch Atomausstieg und fallende Aktienkurse sehr schnell recht weit nach unten bewegen, egal ob das RWE sich noch Geld für Schrottreaktoren wie Biblis einklagen kann oder nicht. Die RWE-Aktien sind also für die Stadt Mülheim inzwischen zum fatalen Risikokapital geworden, die man auf absehbare Zeit auch nicht mehr günstig loswird.
Der Fluch der RWE-Stadt hängt zumindest solange als dunkelschwarze düstere Wolke über unserer Stadt, solange der RWE-Kurs des Herrn Großmann nicht um 180 Grad gedreht wird.