Liebe Freundinnen und Freunde des SEZ,
kommenden Sonntag werden wir im Roten Salon der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz über das Sport- und Erholungszentrum (SEZ) diskutieren. Bausenator Christian Gaebler und Landeskonservator Christoph Rauhut haben leider abgesagt. Wir stellen dennoch sicher, dass ihre Argumentation gebührend zur Sprache kommt. Wie stichhaltig sie ist – das werden wir sehen. Aber wir wollen nicht nur reden, sondern das Thema auch künstlerisch behandeln – man darf gespannt sein! Es gibt noch Karten.
Schadstoffbelastung? Irreführung!
Es war vorhersehbar: Nur wenige Wochen, nachdem der Berliner Senat sich die Schlüssel zum SEZ beschafft hatte, „fand“ die mit der Verwaltung beauftragte landeseigene BIM GmbH Schadstoffe im Gebäude. Daraufhin wurden fast alle Zwischennutzungen unterbunden sowie Strom und Wasser abgestellt. Der Berliner Kurier berichtete, und zwar leider unter der irreführenden Schlagzeile: „Plötzlich Asbest im DDR-Spaßbad?“ Im Beitrag selbst liest man dann, dass aufgefundener „Liegestaub“ krebserregende Fasern aufweisen könnte. Tatsächlich bestätigte sich der Asbestverdacht nur an einer Brandschutztür im Keller: „Am Türschlossfutter wurde Chrysotil-Asbest nachgewiesen.“ Statt Sperrung empfahl der Gutachter „bauliche Maßnahmen zur Beseitigung der Schadstoffe“. Eine von Zwischennutzern beauftragte zusätzliche Raumluftuntersuchung in den fünf größten Räumen ergab am 29. November 2024 keinerlei Asbestbelastung.
Im SEZ sollte man nicht vom Boden essen. Nach über zwanzig Jahren der Verwahrlosung ist eine gründliche Reinigung dringend nötig. Aber selbst wenn noch Schadstoffe gefunden werden – auf keinen Fall muss das SEZ deswegen abgerissen werden! Schadstoffe sind das Killerargument der Abrissfanatiker, lösen sie doch bei vielen Ängste aus. Aufgefundene Schadstoffe können und müssen selbstverständlich entfernt werden. Das gilt aber auch bei einem Abriss – auch dann müssen erst die Schadstoffe entfernt werden, sie dürfen nicht einfach auf den Müll. Statt nach der Schadstoffbeseitigung die Bagger zu bestellen, ist es klug, dann auf die Sanierung und Wiedereröffnung hinzuarbeiten. Und genau das fordern wir.
Sonderzeitung zum SEZ
Unsere Sonderzeitung zum SEZ lag am vergangenen Wochenende der taz bei (3. Januar, Berlin und neue Bundesländer), ebenso dem nd.DieWoche (4./5. Januar). Wir haben ermutigende Rückmeldungen dazu bekommen – vielen Dank! Wer noch keine gedruckte Ausgabe bekommen hat oder Exemplare verteilen möchte, kann sich unter info@gemeingut.org melden.
Herzlich grüßen
Jorinde Schulz | Carl Waßmuth | Katrin Kusche
für das Team von Gemeingut
PS: Der Erhalt des SEZ ist wegen seiner geschichtlichen, künstlerischen, wissenschaftlichen und städtebaulichen Bedeutung geboten. Dass dem SEZ trotzdem der Denkmalschutz verweigert wird, ist ein Skandal. Wir haben dazu eine Petition gestartet: www.gemeingut.org/denkmal-sez. Bitte zahlreich weiterleiten!.
PPS: Hier noch einmal die Infos zur Veranstaltung (zum Weiterleiten): „Die Plattmacher: Palast der Republik, Jahn-Stadion und jetzt das SEZ? Eine Intervention.“ Zugesagt haben Theresa Keilhacker, Präsidentin der Architektenkammer, Niloufar Tajeri, Architekturtheoretikerin und Aktivistin, sowie Dr. Daniel Fuhrhop, Wohnwendeökonom. Moderation: Jorinde Schulz. Künstlerische Interventionen: Susanne Zapf, Geigerin, und Milena Arne Schedle, Schauspielerin. Karten gibt es online direkt bei der Volksbühne. Ein Ticket kostet 8 Euro. Termin: 12. Januar 2025, Einlass 16.30 Uhr, Beginn 17 Uhr. Die Berliner Volksbühne mit dem Roten Salon befindet sich unweit der U-Bahn-Station Rosa-Luxemburg-Platz. war!