Boris Augurzky profitiert als Mitglied der Regierungskommission mit seiner Beraterfirma von Auswirkungsanalyse
Pressemitteilung vom Bündnis Klinikrettung
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hat gestern eine datengestützte Auswirkungsanalyse zu den Vorschlägen der Regierungskommission für die Krankenhausreform veröffentlicht. Brisant: Beauftragt wurde damit ausgerechnet die Beraterfirma hcb. Deren Geschäftsführer Boris Augurzky hat eben diejenigen Reformvorschläge ausgearbeitet, die er nun untersucht hat.
Dazu Laura Valentukeviciute, Sprecherin vom Bündnis Klinikrettung:
„Eine seriöse Analyse der Auswirkungen der Reformvorschläge wäre dringend notwendig gewesen, um das Ausmaß des geplanten Klink-Kahschlags zu ermessen. Bedauerlicherweise hat die DKG mit der Beauftragung von Boris Augurzky den Bock zum Gärtner gemacht. Wenn einer der wichtigsten Urheber der Reformvorschläge nun mit der eigenen Beraterfirma die Folgenuntersuchung durchführt, ist das weder wissenschaftlich sauber noch unabhängig. Die Ergebnisse dieser Studie sind somit nichtig.“
Die Beraterfirma hcb stand bereits hinter einer im September 2022 erschienenen Publikation der privaten Münch-Stiftung, welche die Schließung von Allgemeinkrankenhäusern zugunsten von MVZs und ambulanten Einrichtungen empfahl. Seit 2018 gibt es massive Investitionen großer Finanzanleger in diese beiden Bereiche. Der Gründer und stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Münch-Stiftung, Eugen Münch, war von 2005 bis 2020 Vorsitzender des Aufsichtsrats der privaten Rhön-Kliniken und sitzt immer noch im Lenkungsausschuss des Unternehmens. Die Auftragsforschung des hcb diente also dem Interesse eines privaten Krankenhauskonzerns. Auch damals fand Augurzkys Doppelrolle als Wissenschaftler in einem öffentlichen Gremium und Berater für die Gesundheitsindustrie keine Erwähnung.
Klaus Emmerich, Klinikvorstand i.R.:
„Die vielen Hüte des Boris Augurzky können uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass er spätestens seit 2008 vehement das gleiche Programm empfiehlt: flächendeckende Krankenhausschließungen. Es ist bedenklich, dass seine Tätigkeit in der Regierungskommission nicht dazu geführt hat, dass er sich zu diesem Thema in seiner Beratertätigkeit zurückhält.“
Hintergrund:
Die Krankenhausreform sieht einen radikalen Krankenhauskahlschlag vor. Circa 1.300 Krankenhäuser sollen zu Einrichtungen des neu eingeführten Level 1 umgewandelt werden. Rund 660 dieser Kliniken sollen zu bloßen ambulanten Gesundheitszentren herabgestuft werden. Weitere rund 600 Kliniken sollen lediglich Basisleistungen in den Bereichen Chirurgie, Inneres und Notfallmedizin anbieten dürfen. Besonders dramatisch sind die Auswirkungen der Reform für die Geburtshilfe: diese soll in den 428 Großkrankenhäusern des Level 2 und 3 konzentriert werden. Von den 810 Geburtshilfestationen sollen demnach 382 geschlossen werden.