Pressemitteilung Bündnis Klinikrettung
Singen gegen Klinikschließungen: Aktivistischer Chor übergibt Unterschriften an Lauterbach
Herr Lauterbach, stehen Sie zu Ihrem Wort: Bundesweite Krankenhausschließungen jetzt stoppen!
Berlin, den 22. Februar 2022: AktivistInnen vom Bündnis Klinikrettung aus Berlin, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen übergaben heute 15.760 Unterschriften für die Petition „Bundesweite Krankenhausschließungen jetzt stoppen!“.
Der Parlamentarische Staatssekretär Prof. Edgar Franke (MdB) nahm sie stellvertretend für Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in Empfang. Ein Chor besang die Misere des bundesweiten Krankenhauskahlschlags. Die AktivistInnen berichteten dem Staatssekretär zudem von der vielerorts dramatischen Lage der stationären Versorgung in Deutschland Gesundheitsversorgung.
Laura Valentukeviciute, Sprecherin von Gemeingut in BürgerInnenhand und vom Bündnis Klinikrettung:
Mit der Aktion erinnern wir Herrn Dr. Lauterbach an seine eigene Forderung, denn im vergangenen Jahr, am 30. Mai 2021, hat er die Petition selbst unterschrieben. In seiner erst wenige Monate währenden Amtszeit als Gesundheitsminister sind jedoch schon mindestens zwei Krankenhausschließungen und drei Teilschließungen erfolgt. Wenn Lauterbach nicht als Schaumschläger gelten möchte, muss er dringend handeln.
Die ChorsängerInnen versetzten sich vor Ort musikalisch in die Lage von PatientInnen, für die der Weg zum nächsten Krankenhaus zu lang wird. Solche Erfahrung machen mittlerweile Menschen in Deutschland immer häufiger. Absehbar werden es sogar noch mehr, wenn die Forderung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), 700 weitere Krankenhäuser bundesweit zu schließen, umgesetzt wird.
Über die lebensbedrohliche medizinische Unterversorgung berichteten Aktive aus Havelberg, wo im Herbst 2020 das Krankenhaus geschlossen wurde.
Anke Görtz, stellvertretende Vorsitzende im Verein Pro Krankenhaus Havelberg, zuvor Röntgenassistentin im Krankenhaus Havelberg:
In Havelberg wurde 2020 das Krankenhaus geschlossen. Wir haben von Anfang an dagegen protestiert. Und unsere Befürchtungen waren berechtigt: Vor wenigen Wochen starb ein Mensch am Herzinfarkt, weil der Rettungswagen aus dem weiter entfernt gelegenen Krankenhaus zu lange brauchte. Der Fall Havelberg zeigt in aller Klarheit: Krankenhausschließungen sind politisch nicht vertretbar, denn sie kosten Leben.
Auch VertreterInnen aus Niedersachsen vom Seniorenschutzbund Graue Panther e. V. nahmen anlässlich der Unterschriftenübergabe den Weg nach Berlin auf sich. In Niedersachsen sollen bis zu 40 Prozent der Krankenhäuser schließen. Gerade für ältere PatientInnen ist die Vernichtung wohnortnaher Krankenhäuser untragbar.
Erika Lohe-Saul, Präsidentin des Seniorenschutzbundes Graue Panther e. V.:
Unser Verband unterstützt die Forderung, wohnortnahe Kliniken zu erhalten. SeniorInnen müssen häufiger ein Krankenhaus aufsuchen – in solchen Fällen sollten sie nicht eine Weltreise auf sich nehmen müssen. Auch genesungsfördernde Angehörigenbesuche sind nur machbar, wenn das Krankenhaus in kurzer Zeit erreichbar ist.
Heute überreichen auch BürgerInnen in Essen 20.000 Unterschriften an den Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen. Die Unterschriften unterstützen das Bürgerbegehren für ein städtisches Krankenhaus als Ersatz für die beiden 2020 geschlossenen Kliniken in Essener Norden. In einer Solidaritätsbotschaft begrüßten die Essener die Unterschriftenübergabe an Karl Lauterbach in Berlin. Auch in vielen anderen Orten bundesweit wehren sich Menschen gegen Krankenhausschließungen. Das Bündnis Klinikrettung hat allein 33 Petitionen für Minister Lauterbach zusammengetragen und ihm die zugehörige Liste zur Kenntnis übergeben. Allein in den letzten fünf Jahren gab es dort über 600.000 Unterschriften gegen Klinikschließungen, Teilschließungen und Krankenhausprivatisierungen.
Hintergrundinformationen
– Die Petition an Bundesgesundheitsminister Dr. Lauterbach, „Bundesweite Krankenhausschließungen jetzt stoppen!“, ist hier zu finden: www.gemeingut.org/krankenhausschliessungen-stoppen
– Am 21. Dezember 2021 stellte das Bündnis Klinikrettung in einer Pressekonferenz die Bilanz der Klinikschließungen für das Jahr 2021 vor. Die Pressemappe finden Sie hier:
https://www.gemeingut.org/buendnis-klinikrettung-zieht-bilanz-notstand-in-der-stationaeren-versorgung/
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