In Marseille beginnt heute das 4. Alternative Weltwasserforum. Hauptthema: Kampf gegen Privatisierung. Gespräch mit Laura Valentukeviciute
Interview: Gitta DüperthalWas kritisieren Sie am WWF?
Das sogenannte Weltwasserforum wird von Konzernen organisiert – allen voran Suez und Veolia. Sie versuchen, ein Netzwerk zu bilden, um Regierungen zur Privatisierung zu überreden und möglichst langjährige Verträge vorzubereiten. Das Ganze ist eine Lobbyveranstaltung über die Köpfe von Bürgerinnen und Bürgern hinweg, mit dem Ziel, satte Renditen einzufahren.
Wie steht es um das Ansehen des offiziellen Kongresses?
Es ist stark beschädigt. Rund um den Globus wehren sich Bürgerbewegungen, um das Menschenrecht auf sauberes und bezahlbares Wasser für alle durchzusetzen. Die Gründung des Berliner Wassertisches war zum Beispiel inspiriert von Bolivien und Venezuela. Nachdem 2011 der Volksentscheid »Unser Wasser« gewonnen war, kamen Glückwünsche von allen Kontinenten. Jeder Etappensieg ermutigt andere, weiter zu machen.
Uns freut auch, daß es beim Forum der Konzerne statt der erwarteten 25000 nur etwa 3000 bezahlte Anmeldungen gab. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hat seine Teilnahme abgesagt. Ein deutscher Regierungsvertreter, der vergangenes Jahr dabei war, hatte sich danach bereits beschwert, nicht mitbestimmen zu können – auch nicht bei der Abschlußerklärung des WWF, die traditionell die federführenden Konzerne vorformulieren. So steht bereits jetzt fest, daß die Abschlußerklärung von Marseille auch in diesem Jahr wieder behaupten wird: Globale Wasserprobleme sind nur durch Partnerschaft mit Privatunternehmen zu lösen.
Was ist Ziel des Alternativen Wasserforums?
Wir arbeiten darauf hin, daß diese sechste WWF das letzte in Hand der Konzerne sein wird, und fordern, das Thema Wasser künftig den Vereinten Nationen zu übergeben. Wir bestehen auf Offenlegung aller Verträge, um sie wieder in die öffentliche Hand nehmen zu können. In Italien gab es bereits ein Referendum gegen die Privatisierung des Wassers, in Paris wurde das Wasser per Regierungsentscheid wieder in die öffentliche Hand übernommen. All das muß beim Treffen »Rio+20« Thema sein – also zu der Konferenz der Vereinten Nationen zur nachhaltigen Entwicklung, die im Juni in Rio de Janeiro in Brasilien stattfinden soll. Dort werden mindestens 100 Präsidenten und Premierminister erwartet.
Wer macht bei dem heute startenden Gegenkongreß mit?
Mehr als 3000 Aktivisten aus aller Welt nehmen teil. Die größten Organisationen sind Food- and waterwatch (USA), Council of Canadians, Focus on the global South (Asien). Dabei ist auch die europaweittätige Organisation Aquattac.